80 Jahre Überfall auf die Sowjetunion: Deutsche Verantwortung ist Ausgangspunkt für Annäherung und Verständigung

Bonn, 20. Juni 2021/dj

Der deutsche Überfall auf die Sowjetunion vor 80 Jahren markierte eine unermessliche Vernichtung, deren Folgen bis heute spürbar sind. Dem Vernichtungskrieg fielen rund 27 Millionen Menschen zum Opfer, diese Dimension ist in Deutschland weitestgehend unbekannt. Viele Opfer und ihre Nachkommen warten bis heute auf eine Anerkennung und Entschädigung ihres Leids. Nach Ansicht der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) sollte die Anerkennung der Schuld für die Verbrechen weiterhin Ausgangspunkt des Dialogs mit der Ukraine, Belarus und Russland sein, auch wenn aktuelle politische Konflikte und Menschenrechtsverletzungen in der Region den Zugang erschweren. „Die Folgen des Vernichtungskrieges haben sich in das Gedächtnis der Menschen eingeschrieben.

Ein Bemühen um Annäherung und Verständigung zwischen Deutschland und den postsowjetischen Staaten muss sich dieser Folgen immer gewahr sein“, so die AGDF-Vorsitzende Christine Busch. „Der 22. Juni 1941 war der Beginn des schlimmsten Eroberungs-, Versklavungs- und Vernichtungskrieges der Neuzeit“, betont Jan Gildemeister. Nicht nur seien Millionen von zivilen Opfern gerade im Gebiet des heutigen Russlands, in Belarus und der Ukraine zu beklagen. „Im Schatten von barbarischen Verbrechen wurde die Vernichtung von Jüdinnen und Juden, aber auch von Sinti und Roma betrieben“, so der AGDFGeschäftsführer.
Das alles dürfe nicht in Vergessenheit geraten, mahnt Gildemeister. Mit dem Stuttgarter Schuldbekenntnis vom 19. Oktober 1945 habe die evangelische Kirche in Deutschland zwar ihr Versagen im Nationalsozialismus eingestanden. „Allerdings brauchte es Jahrzehnte, bis sie sich mit der besonderen und zu lange verdrängten Schuld gegenüber den Völkern der Sowjetunion auseinanderzusetzen begann“, betont Christine Busch. Sie erinnert dabei auch an die vor allem in diakonischen Einrichtungen eingesetzten Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. Für unverzichtbar hält die AGDF-Vorsitzende in diesem Zusammenhang die Einsätze von Freiwilligen, gerade auch von der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, die Überlebende der nationalsozialistischen Verfolgung begleiten und unterstützen. Die Aktion Sühnezeichen Friedensdienste hatte sich schon früh für die Entschädigung der Verfolgten, besonders auch der vergessenen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter wie auch der Kriegsgefangenen eingesetzt.
80 Jahre nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion sei die Versöhnungsarbeit nicht abgeschlossen. „Wir dürfen nicht vergessen, dass dieser grausame Krieg im kulturellen Gedächtnis Russlands wie auch der anderen Staaten der ehemaligen Sowjetunion fest verwurzelt ist“, betont Gildemeister. Darum sei es wichtig, weiter Vertrauen zwischen Deutschland und den Völkern der ehemaligen Sowjetunion aufzubauen. „Und dafür
muss das Engagement für Verständigung und Frieden weitergehen“, so der AGDF-Geschäftsführer.


Kontakt:

Jan Gildemeister, Tel. 0228/24 999-13, H 0172/70855 37

 

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