im letzten Teil unserer Reihe erzählt Mina ihre Geschichte.

„Als wir endlich am Meer waren, versteckten wir uns. Es wurde dunkel und ich sah, dass die Boote aus Plastik waren, ohne festen Boden, den mussten wir selbst einbauen. Beim ersten Mal ging der Motor kaputt. Wir mussten uns wieder verstecken. Beim zweiten Versuch schickte uns die türkische Polizei zurück. Beim dritten Mal rettete uns ein Schiff.”

Mina stammt aus dem Iran. Sie spricht Deutsch, aber als sie über die Flucht spricht, reicht ihr Wortschatz nicht mehr. Ihre Freundin hilft, die beiden wechseln ins Farsi und übersetzen zusammen, manchmal stockend, die Erlebnisse.

„Wenige Kilometer vor der Grenze zur Türkei mussten wir über einen steilen Berg. Da gab es keinen Weg, nur einen steilen Hang und viel Geröll. Unsere beiden älteren Kinder waren schon etwas größer, unsere Jüngste noch ganz klein. Plötzlich geriet mein Mann ins Rutschen und stürzte in den Abgrund. Er hat ja nur noch einen Arm und konnte sich nicht halten! Ich dachte, er ist tot, aber er hing an einem Felsvorsprung. Gemeinsam haben wir ihn wieder hochgezogen. Wir hatten oft keine Kraft mehr, aber unsere Kinder brauchten uns. Heute weiß ich nicht, wie wir es durch die Berge geschafft haben.”

Mit Hilfe ihrer Freundin rekonstruiert Mina Wege und Tage ihrer Flucht. Wenn es im Gespräch um ihre Kinder geht, lächelt sie.

Eine Frau trägt einen Wasserkanister zwischen Zelten. Bitte schalte die Anzeige von Bildern frei!
Im völlig überfüllten Lager Moria auf der griechischen Insel Lesbos lebten Geflüchtete zum Teil jahrelang unter katastrophalen Bedingungen. Foto: Ansgar Gilster

„In Griechenland waren wir in einem Lager, das hieß Moria. Häufig brannte es. An einem Tag brannte das ganze Lager ab. Wir gehörten zu denen, die ein Visum für Deutschland bekamen. Unsere älteste Tochter hat hier inzwischen die Schule abgeschlossen und macht jetzt eine Ausbildung. Unser Sohn macht im nächsten Sommer sein Abitur. Beide sprechen sehr gut Deutsch, sie sind in Deutschland angekommen. Auch wenn mein Mann und ich uns noch fremd fühlen: Wir wissen jetzt, dass wir es für unsere Kinder getan haben.”

 

Minas Geschichte macht Hoffnung: Ihre Kinder können in Sicherheit aufwachsen, zur Schule gehen, studieren. Dafür nehmen viele Familien die gefährliche Flucht auf sich. Doch nicht alle schaffen es in Sicherheit. Weil die europäischen Staaten Schutzsuchende abwehren, anstatt sichere Fluchtwege zu schaffen, ertrinken jährlich tausende Menschen im Mittelmeer. Darunter sind auch viele Minderjährige.

Als breites Bündnis haben wir bereits drei Rettungsschiffe geschickt und zahlreiche Einsätze unterstützt. Tausende Menschen konnten wir bislang retten, und jedem Einzelnen so eine neue Zukunft ermöglichen. Hilf jetzt mit einer Spende – damit das Leben weitergeht!

 

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