Das zentrale Bauelement des Denkmals ist eine Mauer, die genau auf der Grenze zwischen dem ehemaligen Friedhof und dem früheren Pfarrgarten steht. Die Mauer zeigt dem Betrachter zwei gegensätzlich gestaltete Seiten. Die Seite zum ehemaligen Friedhof hin besteht aus einer grauen Betonwand. In die Wand ist ein Paar eiserner Fesseln eingelassen. Der Vorplatz ist gleichfalls betoniert. Die Mauerseite zum Pfarrgarten hin ist dagegen aus rotbraunen Ziegelsteinen errichtet. An einer Stelle ist die Mauer durchbrochen. Der Durchbruch zeigt die Umrisse eines Menschen.

Deserteurdenkmal TafelDie Vorderseite des Denkmals erinnert an einen Exekutionsplatz. Sie symbolisiert Kälte, Härte, Gewalt, Zwang und gewaltsames Töten. Die Rückseite versucht, Leben und Wärme auszudrücken. Der Durchbruch von der einen zur anderen Seite ist eng – mühe- und gefahrvoll, nur mit hohem persönlichen Einsatz zu leisten Das Denkmal ist ein Hinweis auf Menschen, die bis in die Gegenwart hinein die Teilnahme an jeder Form des Kriegsgeschehens verweigern und dafür Schmähung, Verfolgung, selbst Tod zu erdulden bereit sind.

Das Deserteur-Denkmal wurde 1997 im Rahmen eines internationalen Workcamps konzipiert und errichtet. Seine Idee ist aus der jahrelangen Friedensarbeit des Vereins Dokumentationsstätte zu Kriegsgeschehen und über Friedensarbeit Sievershausen e.V. hervor gewachsen: Beschäftigung von Zivildienstleistenden; Durchführung von Kursen für Zivildienstleistende im Antikriegshaus; Kontakte zur Vereinigung der Opfer der NS-Militärjustiz, insbesondere zu ihrem Vorsitzenden Ludwig Baumann; Teilnahme an der bundesweiten Diskussion über Deserteure, ihre Rehabilitation und die Errichtung von Denkmälern für sie; Beratung und zeitweise Unterbringung russischer Deserteure aus der ehemaligen DDR zu Beginn der 1990er Jahre. e.V. vergeben. Auf der Lebensseite des Deserteur-Denkmals wurde ein Kirschbaum gepflanzt. Dieser Baum erinnert an einen der prominentesten Deserteure des 2. Weltkriegs: an Alfred Andersch (1914-1980), der 1944 an der Italienfront desertierte und darüber in seinem Buch Die Kirschen der Freiheit (1952) autobiographisch berichtet hat.

 

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