Die Ziele und Aufgabenstellungen unserer Arbeit orientieren sich an einem umfassenden Verständnis von Friedensarbeit. Sie sollte mit Kopf, Herz und Hand betrieben werden: Nüchterne Auseinandersetzung mit den Realitäten; tatkräftiges Angehen der Herausforderungen zur Verwirklichung einer friedlicheren Welt, im großen wie im kleinen; Enthusiasmus, Freude und Hoffnung, von der dieses Engagement getragen wird.

Thematische Schwerpunkte unserer Arbeit sind:

  • Auseinandersetzung mit Kriegen und Konflikten, deren Ursachen, Austragunsformen und Folgen;
  • Verantwortung vor der Geschichte: Sich erinnern und daraus Lehren ziehen für Gegenwart und Zukunft;
  • Auseinandersetzungen mit Menschenrechtsfragen;
  • Versöhnungsarbeit und gewaltfreie Konfliktlösung;
  • Eintreten für die Opfer jeglicher Gewalt und humanitäre Hilfe für Konfliktgebiete

Der Verein arbeitet eng zusammen mit

  • dem Haus kirchlicher Dienste der ev.-luth. Landeskirche Hannovers, speziall mit der Arbeitsstelle Friedensarbeit und dem Landesjugendpfarramt;
  • mit dem ev.-luth. Kirchenkreis Burgdorf, speziell mit dessen Kreisjugenddienst;
  • mit der ev.-luth. Kirchengemeinde Sievershausen;
  • auf den Gebieten Energie und Armutsbekämpfung mit dem Interneationalen Forschungszentrum für erneuerbare Energien e. V. (ifeed.org).

Der Verein ist Mitglied der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF).


Klaus Rauterberg

* 31. August 1930   4. Juni 2006
Pastor in Sievershausen
Gründer des Antikriegshauses

Friedensarbeit mit Kopf, Hand und Herz

Am 31. August 2010 wäre Klaus Rauterberg 80 Jahre alt geworden. 1966, mIt dem Umzug von Klaus Rauterberg aus Watenstedt im Kreis Helmstedt, beginnt die Geschichte  der Friedensarbeit in Sievershausen.  Die Antikriegswerkstatt, ein Tagungs- und Übernachtungsort für Gruppen, die sich dem Engagement gegen den Krieg und für den Frieden stellen, war sein erstes Werk, in engem Zusammenwirken mit den Freunden aus seiner Watenstedter Zeit.

Das Engagement gegen den Vietnamkrieg und für die Achtung des Lebens und der Würde der vietnamesischen Bevölkerung fand hier einen Ort. Dort bereiteten sich auch Gruppen von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste auf ihren Einsatz vor, so auch die Gruppe, zu der Susanne Zahn und Christoph Gaede gehörten, die am 26. April 1978 in Nablus einem terroristischen Bombenanschlag zum Opfer fielen. Wie gedenken wir derer, die im Friedensdienst ums Leben kommen? Diese Frage ließ Klaus Rauterberg nicht mehr los. Als dann bei der Gedenkfeier für die Schlachtung zu Sievershausen der Satz vom Frieden, der erst unter der Erde möglich wird, fiel, da war es klar: Es muss eine Dokumentationsstätte zu Kriegsgeschehen und über Friedensarbeit geschaffen werden. Die alte Scheune wurde versetzt auf den Platz neben der Kirche. Über der Tür wurde der Balken mit dem wegweisenden Prophetenwort angebracht: Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen machen und hinfort nicht mehr lernen Krieg zu führen.

Oft hat Klaus Rauterberg eindrückliche und mahnende Worte gefunden, um dem Vergessen entgegen zu wirken und den Einsatz für den Frieden zur Verpflichtung zu erheben. Zur Erinnerungsarbeit gehört auch die Gründung der Arbeitsgemeinschaft Bergen Belsen 1985, verbunden mit dem unermüdlichen Engagement für die Neugestaltung der Gedenkstätte und die Einbeziehung der Rampe in das Gedenken und Erinnern.

Sich Erinnern und mit Kopf, Herz und Hand sich für den Frieden einzusetzen, drückt sich auch in der Schaffung des Friedenspreises, der Sievershäuser Ermutigung, aus. Im Zusammenhang des 50. Jahrestages der Reichspogromnacht wurde die Idee dazu geboren. Gruppen und Einzelne aus dem In- und Ausland  sollen in ihrer Friedensarbeit gestärkt und ermutig werden.

Klaus Rauterberg ist sehr häufig gegen den Zeitgeist geschwommen und hat immer versucht, Zeichen zu setzen, die einen gesellschaftlichen Richtungswechsel markieren. Er hatte Visionen, ist Fehlentwicklungen entgegengetreten, ehe sie Allgemeingut wurden. Ein unbequemer Zeitgenosse war er, der nicht müde geworden ist zu beklagen, anzuklagen, was gegen den Frieden gerichtet ist. Die Friedensarbeit in der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers ist eng mit seinem Namen verbunden. In vielen Arbeitskreisen, an Runden Tischen, in Friedensgruppen ist er aktiv gewesen, so auch im Konziliaren Prozess. Für viele in der Friedensbewegung und darüber hinaus ist er mit seiner Zielstrebigkeit, seiner Unbestechlichkeit, seinem Humor, seiner Sensibilität, seiner Uneitelkeit Vorbild, für andere ist er Stein des Anstoßes geworden. Uns war er ein Freund, den wir vermissen.

Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden - AGDF

AG Bergen Belsen e. V.

Dekade zur Überwindung von Gewalt

Jugend im ev.-luth. Kirchenkreis Burgdorf

Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte

Haus kirchlicher Dienste

 

 

Unser Verständnis von Frieden und Friedensarbeit

  • Als Antikriegshaus sind wir nicht – anders als es der Name vielleicht vermuten lässt – in erster Linie gegen etwas, sondern wir sind für etwas, nämlich Frieden. Frieden als Wert, Frieden als Praxis, Frieden als Utopie! Gleichwohl wurde der Name von den Initiatoren der Einrichtung bewusst gewählt, um den Krieg als scheinbares Mittel der politischen Auseinandersetzung nachhaltig zu diskreditieren.
  • In unserer Arbeit stehen christliche wie humanistische Motive, Überzeugungen und Überlegungen zum Wert des Friedens, zum Gegenstand des Friedens selbst sowie zu praktischen Bedingungen des Friedens und Wegen zum Frieden in ständigem Dialog.
  • Der Verein orientiert sich am Leitbild des gerechten Friedens, in dem Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung unauflöslich verbunden sind. Frieden nach unserem Verständnis ist dabei mehr als die Abwesenheit von Krieg.
  • Frieden ist an Voraussetzungen gebunden, die wir in unserer Arbeit zum Thema machen und zu vermitteln suchen:
  • Frieden basiert auf der Achtung der Menschenwürde sowie der Achtung und Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen gleichermaßen.
  • Frieden braucht einen regelbasierten Konfliktaustrag, in dessen Verlauf die Konfliktparteien die persönliche Integrität und die Interessen des Gegenübers achten.
  • Frieden braucht Gerechtigkeit, nicht Macht und Stärke als Handlungsnorm. Dies impliziert die Suche nach gerechten Konfliktlösungen, die für alle akzeptabel und legitim sind.
  • Frieden braucht Freiheit in Verantwortung: Die Achtung der Freiheit anderer und die Verantwortung in der Wahrnehmung eigener Freiheit gegenüber Mitmenschen sowie Umwelt und Ressourcen sind Grundlagen für einen nachhaltigen Frieden.
  • Frieden braucht Weitsicht: Entscheidungen können langfristige Auswirkungen haben. Daher ist Frieden ohne die Berücksichtigung der Bedürfnisse künftiger Generationen nicht dauerhaft möglich.
  • Gleichzeitig bleibt die Friedensthematik stetige Herausforderung, bisherige Antworten müssen überprüft, neue Antworten unter sich stetig verändernden Rahmenbedingungen, bspw. der Globalisierung gefunden werden. Welcher Frieden wird den Menschen gerecht und kann somit gerechter Friede genannt werden? Wie realisieren wir Frieden?
  • Unser Verständnis des Friedens begründet eine Verantwortung für den Frieden als Mensch, Bürger und Christ, die nicht vor der eigenen Haustür endet. Für den Frieden muss man arbeiten, sich einsetzen. Friedensarbeit in diesem Sinne umfasst friedensethisches, friedenspolitisches und friedenspraktisches Engagement.
  • Friedensarbeit lebt von der stetigen Neugierde als Schlüssel für einen produktiven, kooperativen Umgang miteinander und für einen konstruktiven Umgang mit Konflikten, die zum Leben gehören. Wenn wir Streit und Konflikte in gegenseitigem Respekt und mit der Fähigkeit zu Selbstzweifeln austragen, können Konflikte uns auch weiterbringen – gerade weil sie helfen, allzu Selbstverständliches in Frage zu stellen und neue Ideen kennen zu lernen und zu entwickeln. Neugierde bedeutet auch, sich aufeinander einzulassen, einander zuzuhören, Verbindendes zu suchen und zu entdecken. Aber auch, sich gemeinsam weiterzuentwickeln und darüber Perspektiven für da Zusammenleben zu schaffen.
  • Friedensarbeit braucht Kreativität und Realitätssinn gleichermaßen, um Wege zum Frieden zu finden, Hoffnung, bei aller ernüchternden Auseinandersetzung mit der Realität. Sie erfordert Zugewandtheit, Güte und die Bereitschaft zur Versöhnung, einen langen Atem, und kann nur gelingen, wenn sie bei aller Verantwortung mit Freude und Zuversicht gemacht wird.

 

 

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 Der Friedensort
Antikriegshaus Sievershausen 
ist ein anerkannter Friedensort
der 
Evangelisch-lutherischen
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