Freitag, 12. Juni, 19 Uhr

Der  junge Pakistani Kamal Khan ist seit Ende vergangenen Jahres Gast der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte und wird über die aktuelle Lage der Menschenrechte in der asiatischen Krisenregion berichten.

Fast täglich erreichen uns von dort Nachrichten über Verbrechen islamistischer Terrorgruppen oder schwere Menschenrechtsverletzungen durch Militär und Geheimdienste. Immer wieder betroffen ist auch die Provinz Turbat Baluchistan. Dort im Auftrag der pakistanischen Menschenrechtskommission (HRCP) die Lage zu ermitteln, war seit 2008 die Aufgabe von Kamal Khan. Unterstützt auch von der Internationalen Kommission der Juristen (ICJ), dokumentierte er Angriffe auf Frauen und Bildungseinrichtungen, Mitglieder religiöser oder ethnischer Minderheiten sowie Menschenrechtsaktivisten und Journalisten. Mit seiner Arbeit, die auch die Suche nach vielen vermutlich von Militär und Geheimdiensten Entführten und längst wohl Ermordeten einschloss, machte er sich zum Feind staatlicher Institutionen wie auch islamistischer Gruppierungen. Das Fass zum Überlaufen brachte schließlich sein Bericht über die Vergewaltigung und Folterung einer jungen Frau. Sowohl der Täter als auch die Familie des Opfers bedrohten ihn mit dem Tod. Einem Anschlag konnte er nur knapp entkommen. Selbst sein Arbeitgeber, der pakistanische Menschenrechtsbeauftragte, konnte ihn nicht schützen. Weil ihm auch die Sicherheitsorgane adäquaten Schutz verweigerten, musste er sein Land fluchtartig verlassen. In Hamburg genießt es der junge mutige Mann, zum ersten Mal seit Jahren wieder ungefährdet durch die Straßen gehen zu können. Dennoch begreift Kamal Khan die Einladung der Stiftung nicht als politische Auszeit. Sein Ziel ist eine enge Verknüpfung mit deutschen Menschenrechtsorganisationen, aber auch der Austausch mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Forschung.

Für Sievershausen ist die Veranstaltung von besonderem Interesse, da zur Zeit mehrere Flüchtlinge aus Pakistan in Sievershausen leben. Die sechs jungen Männer, deren Fluchtgründe anhand des Berichtes von Kamal Khan noch einmal deutlich gemacht werden können, wohnen in der umgebauten Lehrerwohnung der alten Kirchschule von Sievershausen und werden bei der Veranstaltung anwesend sein. Auch die UnterstützerInnengruppe, die sich im Dorf gebildet hat, wird sich vorstellen. Die Übersetzung des in englisch gehaltenen Vortrags übernimmt die vormalige Sievershäuser Pastorin Johanna Friedlein.

Um in der z. Zt. schwierigen Verkehrslage unseren aus Hamburg anreisenden Gästen die Rückfahrt zu erleichtern, beginnt die Veranstaltung bereits um 19 Uhr und nicht, wie bereits an einigen Stellen  angekündigt, zur gewohnten Zeit um 19.30 Uhr.

Unterstützt durch die

Der Nahe und Mittlere Osten im Umbruch

Vortrag im Antikriegshaus am 29. Mai

Dr. Margret Johannsen (Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik Hamburg - Zentrum für EUropäische Friedens- und Sicherheitsstudien ZEUS)

Am Freitag, 29. Mai um 19 Uhr kommt die Hamburger Friedensforscherin Dr. Margret Johannsen ein weiteres Mal zu einem Vortrag nach Sievershausen.

Der Nahe und Mittlere Osten bleibt ein Pulverfass. Viele der aktuellen Konflikte finden hier statt: Die Folgen des arabischen Frühlings in Syrien, wo Assad sich entgegen aller Voraussagen immer noch an der Macht hält, die Millionen von Flüchtlingen, die die Aufnahmekapazitäten der Nachbarländer längst übersteigen, der Kampf der Kurden um einen eigenen Staat,  das Vordringen des IS-Terrorregimes in Syrien und im Irak mit dem daraus resultierenden zum erneuten Eingreifen der USA, die Atomverhandlungen mit dem Iran, Waffenlieferungen des Westens an das autoritäre Regime in Saudi-Arabien. Und mittendrin die immer wieder aufflammende Gewalt in Israel und Palästina, ein Konflikt, der zentrale Bedeutung für die gesamte Region hat und der nach bald 70 Jahren immer noch einer Lösung harrt.

Halbherzige Friedensverhandlungen, umstrittener israelischer Siedlungsbau in den besetzten Gebieten des Westjordanlandes, die Bemühungen der Palästinensischen Autonomiebehörde um einen eigenen Staat, die erste Erfolge in der westlichen Welt zeigen, die fast schon regelmäßig zu nennenden Gaza-Invasionen als Reaktion auf die Angriffe der HAMAS, ein israelischer Ministerpräsident, der hier als absoluter Hardliner gilt und in der kürzlich erfolgten Wahl eine Mehrheit für seine Politik bekam – und all diese Brandherde verwoben mit Religion. Das Ursprungsland der drei monotheistischen Religionen ist wahrlich kein Hort des Friedens. Vielmehr besteht die Gefahr, dass dieser Konflikt bald wieder in einen heißen Krieg mündet.

Wir haben zu diesem aktuellen Themenkreis mit Margret Johannsen eine ausgewiesenen Nahost-Expertin eingeladen,, die sich aktuell im Rahmen eines ZEUS-Projektes (s.o.) mit den Auswirkungen der Machtverschiebungen im Nahen Osten auf das palästinensische Staatsprojekt befasst. Sie war erstmals 2004 im Antikriegshaus zu Gast. Wir wollen hören und diskutieren, wie sie die Entwicklung bewertet, aber wir wollen auch das Augenmerk richten auf Strömungen, die zu Hoffnung Anlass geben und nach den Potentialen für eine friedliche Konfliktlösung suchen.

Das Literarische Quintett, unterstützt vom Matthias Witzig Ensemble, kommt am Sonntag, 10. Mai um 17 Uhr ins Antikriegshaus und liest aus den Gedichten, Geschichten und Aphorismen von Joachim Ringelnatz.

Wer kennt sie nicht: die Ameisen aus Hamburg, die nach Australien reisen wollten und auf der Chaussee bei Altona weise auf den letzten Teile der Reise verzichten.

Der Dichter und Kabarettist Joachim Ringelnatz (1883 -1934) liebte skurrile Wortspiele.

Seine Künstlerkarriere begann nach dem Ersten Weltkrieg, nachdem er sich in 35 Berufen erfolglos versucht hatte. Sein Markenzeichen war seine Hakennase und das Glas Rotwein, mit dem er auf den berühmtesten Bühnen Deutschlands auftrat. Außerdem besaß er eine außerordentliche schauspielerische Fähigkeit, womit er seine Texte begleitete. Die Zeitungen feierten ihn, bis 1933 seine Werke mit anderen großen deutschen Schriftstellern auf dem Berliner Opernplatz unter dem Gejohle von ausgewählten Studenten mit verleumderischen

Sprüchen verbrannt wurden. In den Augen der Nazis waren seine Texte literarischer Hochverrat.

Das Literarische Quartett mit Klaus-Peter Großmann, Annalena Pätzold, Thomas Stolze, Heiko Eichenberg und Christian Krause hatte dieses Programm vor rund 200 Zuhörern im letzten Jahr in Uetze vorgetragen und wird in diesem Jahr u.a. noch in Bad Nenndorf und in Hannover mit “Ringelnatz” auftreten.

Unterstützt werden die Vortragenden musikalisch von dem Matthias-Witzig-Ensemblemit Matthias Witzig (Gitarren, Gesang), Günter Kellmer (Kontrabass) und Michael Teichert (Perkussion). Die Gruppe trägt eigene Lieder vor.

 

Von der Tragik eines Briefmark-Lebens

Bericht über den Ringelnatterrotweinabend im Anzeiger für Lehrte und Sehnde am 12. Mai 2015

Sievershausen. Was ist die Tragik des Lebens? Wenn ein männlicher Briefmark von einer Prinzessin beleckt wird, sich in sie verliebt, dann aber per Post verschickt wird. Es sind diese kurzen, Aphorismen ähnelnden und gern auch absurden Gedichte, die Joachim Ringelnatz berühmt gemacht haben. Und deshalb durfte der Briefmark auch nicht fehlen in der Lesung des Literarischen Quintetts – in diesem Fall auf ein Quartett reduziert – im Antikriegshaus. Genauso wenig wie die berühmten Ameisen, die von Hamburg nach Australien wollten, aber weise auf den letzten Teil der Reise verzichteten, als ihnen schon in Altona die Beine wehtaten. Doch Ringelnatz kann es auch ernsthaft, wie im Gedicht vom Schenken: „Schenke herzlich und frei. Schenke dabei, was in dir wohnt an Meinung, Geschmack und Humor“, fordert er seine Leser auf.

Klaus-Peter Großmann, Meike Holtmann, Christian Krause und Thomas Stolze servierten den rund 40 Zuhörern im Antikriegshaus nicht nur eine interessante Mischung aus „heiteren, ernsten und schmutzigen Gedichten“, wie Großmann frühzeitig warnte, sondern auch Rotwein. Denn Ringelnatz habe bei seinen Auftritten stets ein Glas davon auf dem Tisch stehen gehabt. Eher zum ernsteren Teil passten die melodischen, überwiegend sanften Lieder des Matthias-Witzig-Ensembles, das die Lesung mit Gitarre, Bass und Drums begleitete.

Doch zu seiner besten Form läuft der Dichter zweifellos in seinen humoristischen Werken auf. Dazu zählen unter anderem die Geschichten von Kuttel Daddeldu, von denen Großmann „Rotkäppchen“ vortrug. Darin vermischt der Autor zunächst souverän mehrere grimmsche Märchen: Rotkäppchen wird als Schneewittchen beschrieben, der Wolf gibt sich als Dornröschen aus. Und zum furiosen Finale lässt Ringelnatz die Großmutter sowohl Rotkäppchen als auch den Wolf und obendrein sogar noch den Jäger verspeisen.

Das Publikum fühlte sich gut unterhalten und bedankte sich mit ausgiebigem Beifall.

Klaus-Peter Großmann, von 1992 bis 2002 Vorsitzender des Antikriegshaus-Trägervereins Dokumentationsstätte zu Kriegsgeschehen und über Friedensarbeit Sievershausen e.V., hat im Antikriegshaus seinen 70. Geburtstag gefeiert. Neben den MitstreiterInnen aus dieser Zeit und der Familie waren viele Mitwirkende seiner künstlerischen Tätigkeiten erschienen. Die Gäste sorgten für ein beeindruckendes Rahmenprogramm und, auf Anregung des Jubilars, für ein umfangreiches Spendenaufkommen zugunsten des Antikriegshauses. Am Ende konnte Klaus-Peter Großmann mehr als 300 € an unsere Mitarbeiterin Angelika Schmidt übergeben. Und in wenigen Wochen ist er wieder da: Am 10. Mai um 17 Uhr liest der 70jährige, der nicht aus dem Fenster stieg, zusammen mit seinem Literarischen Quintett und unterstützt vom Matthias Witzig Ensemble, aus den Gedichten und Geschichten von Joachim Ringelnatz.

 

Frieden lernen
und erleben

 

 Der Friedensort
Antikriegshaus Sievershausen 
ist ein anerkannter Friedensort
der 
Evangelisch-lutherischen
Landeskirche Hannovers