AGDF sieht mit großer Sorge auf den Krieg in der Ukraine und auf seine Opfer

Zwei Jahre nach dem russischen Angriff auf die Ukraine sieht die Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) mit großer Sorge auf diesen Krieg und auf die weiter steigenden Opferzahlen. Gleichzeitig sieht der Friedensverband derzeit nur wenige Chancen für einen Waffenstillstand und einen längerfristigen Frieden. Gerade deshalb begrüßt der AGDF-Vorstand in einer zum zweiten Jahrestag des russischen Überfalls verabschiedeten Erklärung alle Initiativen für Verhandlungen über einen Waffenstillstand, für Schritte auf dem Weg zum Frieden und eine Friedenslösung.

Die Frontlinie habe sich seit Monaten kaum verändert, trotz der Bemühungen von ukrainischem wie russischem Militär um Durchbrüche, um die Gewinnung oder Rückgewinnung von Land, heißt es in der Erklärung. Russland habe seine Kriegsziele nicht erreicht, und die Ukraine, die von ihrem Recht auf Landesverteidigung Gebrauch mache, sei der vollständigen Wiederherstellung ihrer territorialen Integrität nur wenig nähergekommen. Es drohe ein langer „Abnutzungskrieg“, beklagt die AGDF. Und in vielen NATO-Staaten würden die Bereitschaft und teilweise auch die Möglichkeiten sinken, die Ukraine mit zusätzlichen Waffen und mehr Munition zu unterstützen.

„Ein Weg aus diesem brutalen, mörderischen Krieg erfordert letztlich die Bereitschaft beider Seiten für Verhandlungen über einen Waffenstillstand und einen längerfristigen Frieden. Die Chancen dafür sind derzeit schlecht“, bedauert der AGDF-Vorstand. Denn jede Regierung müsse zunächst auf das Erreichen ihrer Ziele verzichten, die Ukraine müsse die Besetzung eines Teils ihres Landes hinnehmen, Russland die weitere Eigenständigkeit und Unabhängigkeit der Ukraine akzeptieren.

Auch wenn aktuell nicht absehbar sei, wie Russland an den Verhandlungstisch gebracht werden könne, solle nach Ansicht der AGDF die Verhandlungsbereitschaft durch Initiativen von internationalen Institutionen und Organisationen, aber auch anderen Staaten „massiv gefördert werden“. Denn Konzepte für Friedensverhandlungen würden vorliegen, an denen weitergearbeitet werden müsste, so der Friedensverband.

Die AGDF sieht sich an der Seite von zivilgesellschaftlichen Organisationen und Gruppen in der Ukraine, in Russland und Belarus, die für Demokratie, Menschenrechte und einen gerechten Frieden eintreten, heißt es in der Erklärung. Daneben trete der Friedensverband für das Recht auf Kriegsdienstverweigerung und den Schutz derjenigen ein, die sich dem Militärdienst entzogen hätten.

„Die AGDF sieht mit Sorge, dass die Aufmerksamkeit für den Krieg und seine Opfer auch in Deutschland zu schwinden scheint. Es ist der zweite Winter, in dem viele Zivilist*innen aufgrund der gezielten Zerstörungen der Infrastruktur ohne Strom, ohne Heizung, ohne Wasser ums Überleben ringen. Kriegsverbrechen sind an der Tagesordnung; es ist wichtig, über sie konkret zu informieren, gerade angesichts der dominierenden militärischen Perspektive“, betont der Friedensverband. Darum solle der zweite Jahrestag des russischen Einmarsches in die Ukraine Anlass sein, innezuhalten und die Menschen, die unter diesem Krieg entsetzlich leiden würden, in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und der Unterstützung zu rücken: „Die Kriegskinder, die um ihre Kindheit gebracht werden, die vergewaltigten Frauen, die Gefolterten, die Verletzten, Verschleppten, Vertriebenen und Geflüchteten, die Verzweifelten und die, die nicht aufhören, für einen gerechten Frieden einzutreten“, so der AGDF-Vorstand in der Erklärung.

Aktionen gegen den Ukraine-Krieg: „Wir müssen friedenstüchtig werden!“

Zahlreiche Organisationen rufen unter dem Motto „Stoppt das Töten in der Ukraine“ für den zweiten Jahrestag des Krieges am 24. Februar 2024 zu Kundgebungen auf. Sie verurteilen den völkerrechtswidrigen Angriff Russlands auf die Ukraine und setzen sich für einen Waffenstillstand und Verhandlungen ein. Die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann fordert Deutschland auf, friedenstüchtig zu werden.

Folgende Antikriegs-Aktionen wird es geben:

-     Berlin | 23. Februar 2024 (Freitag) | 18 Uhr | Mahngang mit Kerzen vom Bundestag durch das Brandenburger Tor bis zur russischen Botschaft | Redner*innen: Margot Käßmann (ehemalige EKD-Ratsvorsitzende), Lars Pohlmeier (IPPNW), Artyom Klyga (Bewegung für Kriegsdienstverweigerung, Russland)
-     Stuttgart | 24. Februar 2024 (Samstag) | 12 Uhr | Kundgebung auf dem Schlossplatz | Redner*innen (Stand 16. Januar 2024): Jürgen Grässlin (Rüstungsexperte, Bundessprecher der DFG-VK), Johanna Tiarks (Stadträtin, DIE LINKE), Dr. Jörg Schmid (Arzt, IPPNW), Marah Frech (Expertin für Kriegsdienstverweigerung, Connection e.V.)
-     Frankfurt am Main | 24. Februar 2024 (Samstag) | 14 Uhr | Demonstration von der Hauptwache zum Opferdenkmal in der Gallusanlage | Redner*innen: Margot Käßmann (ehemalige EKD-Ratsvorsitzende; DFG-VK), Thomas Carl Schwoerer (Bundessprecher der DFG-VK), Imke Meyer (NaturFreunde Deutschlands), Nicole Lauterwald (gewaltfrei grün e.V.), Matthias Jochheim (IPPNW)
-     Köln | 24. Februar 2024 (Samstag) | 14 Uhr | Alter Markt | Redner*innen: Özlem Demirel (Mitglied im Europa-Parlament), Michael von der Schulenburg (Diplomat, ehem. Assistant General Secretary des UN-Generalsekretärs) | Weitere Infos gibt es hier
-     Hamburg | 24. Februar 2024 (Samstag) | 14 Uhr | Kundgebung am Bahnhof Altona (Ottenser Hauptstraße 1) | Redner*innen: Cornelia Kerth (Bundesvorsitzende der VVN-BdA), David Stoop (Abgeordneter in der Hamburgischen Bürgerschaft)

Margot Käßmann, ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Mitglied der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK), wird auf den Demonstrationen in Berlin und Frankfurt (Main) sprechen. Zur Debatte in Deutschland sagt sie:

„Nein, ich möchte nicht kriegstüchtig werden. Es ist fatal, dass mit Blick auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine immer nur Waffenlieferungen, Waffensysteme, Militärstrategien diskutiert werden. Das wird als Hilfsleistung von vielen Milliarden Euro bezeichnet. Aber die Folge sind noch mehr Tote. Stattdessen brauchen wir Friedensstrategien, diplomatische Initiativen, Hoffnungszeichen, Milliardeninvestitionen in Frieden. Nur wenn wir friedenstüchtig werden, hat diese Welt Hoffnung auf Zukunft.“ – Margot Käßmann

Dr. Lars Pohlmeier, der Vorsitzende der IPPNW Deutschland (Internationale Ärzt*innen für die Verhütung des Atomkrieges, Ärzt*innen in sozialer Verantwortung), wird auf der Demonstration in Berlin sprechen. Er betont:

„Das Töten in der Ukraine muss gestoppt werden. Wir müssen jetzt den humanitären Anker werfen. Die perspektivlose militärische und zunehmend auch atomare Eskalationsspirale aller Beteiligten muss ersetzt werden durch neue diplomatische Initiativen. Einmal innehalten, über umfassende Sicherheitsstrukturen und einen Waffenstillstand nachdenken und verhandeln – das ist das Gebot der Stunde!“ – Dr. Lars Pohlmeier

Auch die internationale katholische Friedensbewegung Pax Christi unterstützt die Initiative „Stoppt das Töten in der Ukraine“. Dazu sagt Peter Kohlgraf, Bischof von Mainz und Präsident von Pax Christi:

„Seit zwei Jahren bedrückt uns der Krieg in der Ukraine und das Leiden der Menschen dort. Als katholische Friedensbewegung beten wir weiterhin für den Frieden. Und wir setzen uns ein für aktive Gewaltfreiheit, die gelebt wird von Menschen an der Basis, weil sie des Krieges überdrüssig sind.“ – Bischof Peter Kohlgraf

Der bekannte Rüstungskritiker Jürgen Grässlin, Bundessprecher der DFG-VK, wird eine Rede bei der Kundgebung in Stuttgart halten. Er betont:

„Der Blick auf die großen Kriege des 21. Jahrhunderts offenbart: Kriege verursachen unendliches Leid. Militärisch sind sie nicht zu gewinnen – auch nicht der Krieg in der Ukraine. Militär ist nicht die Lösung, Militär ist das Problem. Der Wendepunkt liegt in der Abkehr von der Kriegslogik hin zu einer Friedenslogik, die laufende Kriege auf dem Verhandlungsweg stoppt und neue kriegerische Auseinandersetzungen vermeidet.“ – Jürgen Grässlin

Weitere Informationen zu dem Aktionswochenende sind auf http://www.stoppt-das-toeten.de zu finden.

 

 

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AGDF: „Wir verurteilen den Hass und stehen an der Seite Israels“

Die Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) hat angesichts der jüngsten Zuspitzung des Nahost-Konflikts Deutschland und alle Staaten aufgerufen, sich unter Einbezug der Vereinten Nationen für eine Deeskalation der bewaffneten Auseinandersetzungen, für politische Verständigung und für eine nachhaltige Lösung des Konfliktes einzusetzen, damit ein selbstbestimmter Frieden möglich wird.

„Wir sind entsetzt über die grausamen Terrorangriffe der Hamas. Die islamistische Hamas hat Eltern, Kinder, Babys, alte Menschen abgeschlachtet, vergewaltigte Frauen zur Schau gestellt und Geiseln misshandelt. Diese Verbrechen dürfen niemals relativiert werden; die unfassbare Gewalt gegen Zivilistinnen und Zivilisten ist durch nichts zu rechtfertigen“, betont Christine Busch, die AGDF-Vorsitzende. Die AGDF fordere die Hamas auf, alle Geiseln freizulassen und die Gewalt zu beenden, macht sie klar und erklärt: „Wir verurteilen den Hass, der Israel das Existenzrecht abspricht. Wir stehen an der Seite Israels.“

„Unsere Solidarität gilt den Menschen in Israel, vor allem den von Terror und Verschleppung Betroffenen und ihren Angehörigen. Wir sind in großer Sorge um die Geiseln und um wehrlose Zivilistinnen und Zivilsten, die als menschliche Schutzschilde missbraucht werden“, betont auch Jan Gildemeister, der AGDF-Geschäftsführer. Israel sei völkerrechtlich legitimiert, gegen die Kämpfer der Hamas im Gazastreifen vorzugehen, allerdings führe eine Totalblockade in eine humanitäre Katastrophe, mahnt der Friedensverband. „Wir appellieren an die israelische Regierung, das Völkerrecht einzuhalten. Allen, die humanitäre Hilfe leisten und den Opfern der Gewalt beistehen wollen, muss ein sicherer Zugang ermöglicht werden“, fordert Gildemeister. Und auch die palästinensische Bevölkerung im Gazastreifen, die unter dem Hamas-Regime und der israelischen Blockade leide, brauche humanitäre Unterstützung.

Besorgnis äußert die AGDF über den wachsenden Antisemitismus in Deutschland. So zeige der Brandanschlag auf eine Synagoge in Berlin, dass Anfeindungen gegen jüdische Menschen zunehmen und deren Sicherheit verstärkt geschützt werden müssten. „Unsere Solidarität gilt den jüdischen Menschen in unserem Land. Und unsere Ablehnung gilt denen, die den Terror der Hamas feiern“, unterstreicht die AGDF-Vorsitzende Christine Busch. Dabei sei der AGDF wichtig, dass das Versammlungsrecht für alle die gelte, die gewaltfrei für die Anliegen der Palästinenserinnen und Palästinenser eintreten würden, allerdings ohne Anfeindungen Israels und antisemitische Äußerungen, so die AGDF.

Der Friedensverband weist darauf hin, dass sich Mitgliedsorganisationen der AGDF seit vielen Jahren in Israel und den palästinensischen Gebieten engagieren würden, so die Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, der ICJA-Freiwilligenaustausch, die KURVE Wustrow, der Weltfriedensdienst sowie der deutsche Zweig des Internationalen Versöhnungsbundes. „Die AGDF ist getragen von der Überzeugung, dass militärische Gewalt keinen Frieden bringen kann. Aus Gewalt entsteht weitere Gewalt. Frieden, Freiheit und Sicherheit lassen sich nicht mit Gewalt erzwingen – weder für Israel noch für Palästina. Dies hat sich in den letzten Jahren immer wieder sehr deutlich gezeigt“, so AGDF-Geschäftsführer Jan Gildemeister. Unter den AGDF-Mitgliedern bestehe große Einigkeit in der Verurteilung des Terrors der Hamas. Zugleich gebe es aber auch unterschiedliche Perspektiven auf den Nahost-Konflikt. „Die AGDF sieht hier ihre Aufgabe darin, den inhaltlichen Austausch unter den Mitgliedern zu fördern, die Vision eines gerechten Friedens und die Praxis gewaltfreier Konfliktbearbeitung öffentlich zu vertreten“, so Gildemeister.

AGDF: Demokratiefördergesetz muss nun endlich auf den Weg gebracht werden

Die Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden hat anlässlich des Internationalen Tages des Ehrenamtes (5. Dezember) den Deutschen Bundestag und die Bundesregierung nachdrücklich aufgefordert, das Demokratiefördergesetz auf den Weg zu bringen, um so gesellschaftliches Engagement und auch eine gelebte Alltagskultur nachhaltig zu stärken.

„Seit 15 Jahren steht ein solches Demokratiefördergesetz auf der politischen Agenda, ohne dass es zu einem entsprechenden Beschluss gekommen ist“, mahnt Jan Gildemeister, der Geschäftsführer der AGDF. Und nun drohe die verhängte Haushaltssperre, die Situation noch zu verschärfen. Denn nun könnten Projekte nicht bewilligt werden, was die Träger in die Situation bringt, Anfang des Jahres über keine Projektmittel mehr zu verfügen und Arbeitsverträge nicht mehr verlängern können. „Das gefährdet den Erfolg dieser so wichtigen Projekte angesichts des wachsenden Extremismus in unserer Gesellschaft“, mahnt Gildemeister.

Ein breites Bündnis aus zivilgesellschaftlichen Organisationen der Demokratieförderung, des bürgerschaftlichen Engagements, der politischen Bildung sowie der Extremismusprävention und der Konfliktbearbeitung, dem auch die AGDF und der Friedenskreis Halle angehören, haben mittlerweile ein „Policy Paper“ formuliert, mit denen sie Anforderungen an ein solches Demokratiefördergesetz deutlich machen.

„Wir erleben derzeit eine immer stärker werdende Gefährdung unserer demokratischen Gesellschaft“, betont Christof Starke vom Friedenskreis Halle und verweist auf den wachsenden Antisemitismus, den Rechtsextremismus, den Populismus und auch die zunehmende Gewaltbereitschaft bei gesellschaftlichen Konflikten. „Hier muss die Zivilgesellschaft gestärkt werden, damit Vertrauen in die Demokratie, ein gesellschaftlicher Zusammenhalt und auch ein gemeinsames Eintreten für demokratische Werte wieder wachsen können“, macht Christof Starke, der auch stellvertretender AGDF-Vorsitzender ist. deutlich.

Dabei spiele das Demokratiefördergesetz eine ganz wichtige Rolle, unterstreicht Bernd Rieche von der AGDF. „Durch ein solches Gesetz entsteht eine verlässliche Grundlage dieser demokratischen Arbeit. In Zeiten von offenem Hass, pauschalen Verurteilungen und einem wachsenden Populismus muss Zivilgesellschaft gestärkt werden“, so Rieche, der weiter betont: „Gerade Ansätze der Konfliktbearbeitung vor Ort sind in der Lage, Polarisierung zu überwinden, Menschen wieder in Aushandlungsprozesse zu bringen und damit der Radikalisierung unserer Gesellschaft entgegenzuwirken.“

Die über Jahre hinweg gewachsenen zivilgesellschaftlichen Strukturen garantieren nach Ansicht der AGDF ein gelingendes ehrenamtliches Engagement und eine gesellschaftliche Beteiligung. „Sie stärken demokratische Haltungen nachhaltig und fördern das Vertrauen in die repräsentative parlamentarische Demokratie“, betont Jan Gildemeister, der deshalb überzeugt ist: „Eine durch ein solches Demokratiefördergesetz unterstütze Zivilgesellschaft kann viel erreichen.“

 

 

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EKD-Ratsvorsitzende: Gerade in Kriegszeiten ist es wichtig, auch nach zivilen Wegen zum Frieden zu suchen

Die EKD-Ratsvorsitzende und Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, hat die Arbeit der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) gewürdigt. In einem Grußwort, das per Video an die Mitgliederversammlung der AGDF, die in Dortmund tagte, übermittelt wurde, machte sie deutlich, dass gerade in Zeiten einer militärischen Aufrüstung es auch wichtig sei, nach zivilen Wegen zum Frieden zu suchen und nicht zu eng vom Frieden zu reden. Es gehe um ein Shalom, das mehr sei als das Schweigen von Waffen.

Die EKD-Ratsvorsitzende unterstrich, dass es gerade in diesen Zeiten als Friedensbewegte, als Friedensbesorgte, als Christinnen und Christen, aber auch als Mitglieder einer wachen Zivilgesellschaft wichtig sei, um den Frieden zu ringen. „Wir müssen im Gespräch bleiben. Denn es gilt mehr denn je, Perspektiven zu teilen, Kräfte zu bündeln, aber auch Dissense auszutragen und gemeinsam aktiv zu werden“, machte Annette Kurschus deutlich. Die AGDF tue dies in vorbildlicher Weise, betonte die Ratsvorsitzende.

Der 24. Februar 2022 habe friedensethische Gewissheiten ins Wanken gebracht, gab die westfälische Präses zu bedenken. Angesichts des unsäglichen Krieges Russlands gegen die Ukraine sei die evangelische Kirche gezwungen, bei allen Gemeinsamkeiten neu darüber zu streiten, ob und inwieweit in diesem völkerrechtswidrigen Krieg der Einsatz und die Lieferung von Waffen geboten sei. Sie habe sich für gut abgewogene Militärhilfen an die Ukraine ausgesprochen, aber zugleich auch die Notwendigkeit betont, nach jeder noch so kleinen Möglichkeit für Verhandlungen zu suchen und diese zu nutzen, meinte die EKD-Ratsvorsitzende. „Und ich habe zugleich auch stets Respekt bekundet und eingefordert für diejenigen, die auch und gerade jetzt kein Ja zu Waffen und Waffenlieferungen sagen können. Dabei bleibe ich, wie auch bei meiner Überzeugung, dass nie der Krieg, sondern nur der Frieden gewonnen werden kann“, machte Annette Kurschus deutlich. Angesichts der andauernden Diskussionen um weitere Waffenlieferungen sei sie irritiert, dass die viel grundsätzlichere Frage, wann die Waffen denn wieder schweigen könnten, kaum noch auftauche, mahnte die EKD-Ratsvorsitzende. „Sind wir weniger ungeduldig geworden für den Frieden?“, fragte sie in ihrem Grußwort.

Dabei hinterfragte sie auch die geplanten Haushaltskürzungen in den Bereichen der Friedens- und Freiwilligendienste. „Ausgerechnet jetzt?“, so Annette Kurschus und bezweifelte, ob dies der richtige Weg sei. „Gemeinsam stark in Krisen“, so lautete das Motto des Studientages der AGDF im Rahmen der Mitgliederversammlung in Dortmund. „Das Handeln der AGDF wird von Hoffnungsperspektiven bestimmt. Das sind der Gedanke an ein Shalom am Heilsein von Menschen, Gemeinschaft und Schöpfung, aber auch das Verständnis von Menschenwürde als Grundlagen für Friedenshandeln. Und schließlich auch die verlässliche Arbeit an einer Kultur des Friedens“, machte die AGDF-Vorsitzende Christine Busch deutlich. Den alltäglichen Erfahrungen von Unfrieden, Ungerechtigkeit und Gewalt stehe aber auch ein starker Resilienz-Gedanke gegenüber, fügte sie hinzu. „Doch das Vertrauen auf die Kraft der Gewaltfreiheit, die Solidarität mit den Opfern, der Geist der Hoffnung und der Zusammengehörigkeit über die Grenzen von Herkunft, Kultur und Religion hinweg machen frei, weiterzugehen auf dem Weg des Friedens“, so Christine Busch.

Das Selbstverständnis der AGDF als Dachverband mit der Zielsetzung „Dienst für den Frieden“ verbinde drei Ebenen: evangelische Kirchen, ökumenische Bewegung und internationale Menschenrechtsarbeit. Als Fachverband für Friedensarbeit und Friedenspolitik ziele die AGDF auf Qualifizierung und Aktualisierung christlichen Friedenshandelns, sie berufe sich auf enge Zusammenarbeit und Partnerschaft mit den Kirchen sowie auf die im Gegenüber zu den verfassten Kirchen eigenen Aufgaben und Arbeitsfelder, betonte die AGDF-Vorsitzende in Dortmund.

Bei der Mitgliederversammlung der AGDF wurde der Vorstand des Friedensverbandes um zwei Beisitzende verstärkt. Gewählt wurden in Dortmund als neue Vorstandsmitglieder Megan Rosenwink, die Geschäftsführerin von Mennonite Voluntary Service – Christliche Dienste, sowie Elvin Hülser, der Geschäftsführer der Dokumentationsstätte zu Kriegsgeschehen und über Friedensarbeit Sievershausen - Antikriegshaus. Die nächsten regulären Vorstandswahlen sind im nächsten Jahr.

Die Mitgliederversammlung bat schließlich angesichts der kritischen Situation der Freiwilligendienste und derbreiten öffentlichen Diskussion den Rat der EKD, wieder eine oder einen Beauftragten für Freiwilligendienste zu berufen.

 

 

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Frieden lernen
und erleben

 

 Der Friedensort
Antikriegshaus Sievershausen 
ist ein anerkannter Friedensort
der 
Evangelisch-lutherischen
Landeskirche Hannovers