Nach dem Parlament hat vergangene Woche auch der italienische Senat das Dekret gebilligt. Prompt beschlagnahmten die italienischen Behörden das Rettungsschiff von Ärzte ohne Grenzen für 20 Tage und verhängten eine Geldstrafe von 10.000 Euro. Das Dekret verstößt gegen das Menschen- und Völkerrecht! Menschen in Seenot müssen gerettet werden – Punkt. Hier ist das Völkerrecht ganz klar. Mit der Kritik stehen wir nicht alleine da: Die Menschenrechtskommissarin des Europarates, Dunja Mijatović, kritisierte das Dekret scharf, ebenso wie UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk.
Seenotretter:innen vor Gericht in Griechenland
Im Januar begann auf der griechischen Insel Lesbos der Prozess gegen Sarah Mardini und Séan Binder, die sich dort für Geflüchtete engagiert hatten. Ihnen wird Schlepperei und die Mitgliedschaft in kriminellen Netzwerken vorgeworfen. Sie verbrachten bereits 108 Tage in griechischer Untersuchungshaft, nun droht ihnen jahrzehntelange Haft! Die Prozesstage endeten mit einem Punktsieg: Die Anklagen wegen Ordnungswidrigkeiten wurden fallengelassen – weil sie verjährten. Aber weitere Anklagepunkte, zum Beispiel die Beihilfe zur illegalen Einreise, bleiben bestehen. Deshalb fordern wir: Alle Anklagen müssen sofort fallengelassen werden! Leben retten ist kein Verbrechen. Die zivile Seenotrettung darf nicht länger kriminalisiert oder behindert werden. Folgt der Unterstützerkampagne #FreeHumanitarians für Sarah und Séan z.B. hier auf Instagram. Übrigens: Sarah fuhr als ehrenamtliche Helferin im April 2021 auf unserem Bündnisschiff Sea-Watch 4 mit. Mit uns hat sie darüber gesprochen, was der Einsatz damals für sie bedeutet hat. Hier kann du das Interview in unserem Logbuch lesen.
Filmtipp: Die Schwimmerinnen
Sarah Mardini kam 2015 selbst mit ihrer Schwester über das Mittelmeer nach Europa. Beide waren Leistungsschwimmerinnen im syrischen Nationalteam. Das rettete ihnen und 17 anderen Menschen das Leben: Als bei ihrem Schlauchboot der Motor ausfiel, zogen sie das Boot schwimmend Richtung Land. Netflix hat ihre Fluchtgeschichte im Film “Die Schwimmerinnen” verfilmt. Annika, ehrenamtlich aktiv bei United4Rescue, hat sich den Film angeschaut: "Der Film zeigt die Fluchtgeschichte der beiden Schwestern auf tragisch-schöne und ebenso schrecklich-realistische Weise. Feinfühlig begleitet er eine Flucht, die für viele vor dem Bildschirm vermutlich sehr fern, in der Realität unseres heutigen Europas jedoch alltäglich ist. Der Film schafft Nähe, weil er zeigt: Die Fliehenden sind Menschen wie du und ich. Der Film wird so zu einem Aufruf an uns alle für mehr Empathie und Einsatz gegen das Sterben im Mittelmeer.” "Die Schwimmerinnen" läuft auf Netflix und in ausgewählten Kinos. |
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