Kinder im KZ Bergen-Belsen

Vortrag von Diana Gring

Historikerin in der Gedenkstätte Bergen-Belsen

Aufgrund seiner spezifischen Geschichte als „Austauschlager“ für Juden, die gegen Auslandsdeutsche ausgetauscht werden sollten, sowie als Ziellager von Räumungstransporten aus anderen Konzentrationslagern, die einen hohen Anteil an minderjährigen Sinti und Roma sowie jungen jüdischen Häftlingen aufwiesen, waren im KZ Bergen-Belsen überdurchschnittlich viele Kinder inhaftiert. Unter seinen rund 120.000 Häftlingen aus fast allen europäischen Ländern befanden sich mindestens 3.000 Kinder unter 15 Jahren, die meisten von ihnen jüdischer Herkunft. Viele dieser Kinder starben an Hunger, Durst, Krankheiten und Gewalt – ihre genaue Zahl wird nie zu ermitteln sein. Die wenigen, die überlebten, waren für ihr ganzes Leben durch die erlittenen Qualen physisch und psychisch geprägt und traumatisiert.

Seit mehreren Jahren stellt das Thema „Kinderhäftlinge“ einen Forschungsschwerpunkt der Gedenkstätte Bergen-Belsen dar. Hier ist die Historikerin Diana Gring seit mehr als 15 Jahren tätig. Sie hat vielfältige Text- und Bildquellen zusammengetragen und rund 120 lebensgeschichtliche Videointerviews mit Kinderüberlebenden des KZ Bergen-Belsen geführt. Ihre Präsentation im Antikriegshaus wird aus diesen Quellen schöpfen und anhand von Einzelschicksalen, Selbstzeugnissen und Filmauschnitten einen Eindruck von der spezifischen Lebenssituation der Kinder im KZ Bergen-Belsen und den Folgen der Verfolgung vermitteln.

Auf der Basis einer systematischen Auswertung dieses Quellenbestands entsteht zur Zeit mit Diana Gring als Kuratorin eine Wanderausstellung. Die Erstpräsentation dieser Ausstellung ist für April 2018 in der Gedenkstätte Bergen-Belsen vorgesehen. Sie soll hier für etwa ein halbes Jahr gezeigt und von einem abwechslungsreichen Programm begleitet werden, zu dem auch Begegnungen mit Überlebenden gehören werden, die als Kinder im KZ Bergen-Belsen inhaftiert gewesen sind.

1996 hat der damalige Bundespräsident Roman Herzog den 27. Januar, Tag der Befreiung von Auschwitz durch die sowjetische Rote Armee, zum nationalen Gedenktag für die Opfer der Verfolgung durch den Nationalsozialismus erklärt.

Ruth WeissBegegnung mit der Journalistin und Schriftstellerin Ruth Weiss

Ruth Weiss wurde 1924 als Tochter jüdischer Eltern in Fürth geboren, nach der machtergreifung der Nationalsozialisten emigrierte sie mit ihren Eltern 1936 nach Johannesburg in Südafrika. So überlebte Ruth Weiss die Shoa.

Die Diskriminierungserfahrungen im nationalistischen Deutschland und der schwierige Neuanfang in Südafrika machten sie früh zu einer kritischen Beobachterin der Apartheidspolitik in ihrer neuen Heimat. Die politischen Entwicklungen in und um Afrika haben sie ihr Leben lang beschäftigt.

1954 begann Ruth Weiss für verschiedene internationale Zeitungen und Zeitschriften zu schreiben. Den gräßten Teil ihres Berufslebens verbrachte sie im südlichen Afrika.

Sie setzte sich als Journalistin in Südafrika insbesondere gegen die Apartheid ein. In der Folge wurde sie zur "Persona non grata" erklärt und erhielt Einreiseverbot. Ruth Weiss hatte früh Kontakte zu führenden Vertretern der Anti-Apartheidsbewegung.

Im Jahr 1966 verließ sie Südafrika. Sie arbeitet in den Folgejahren in Südrhodesien, wurde wegen ihrer kritischen Berichterstattung zru Menschenrechssituation wiederum des Landes verwiesen. Danach arbeitet Ruth Weiss u. a. in Sambia und begleitete den Unabhängigkeitsprozess in Zimbabwe.

Ruth Weiss war als Journalistin u. a. für den Guardian, die Financial Times und die Deutsche Welle sowie für zahlreiche afrikanische Medien tätig.

2002 kehrte sie in ihre Geburtsland Deutschland zurück und widmete sich verstärkt ihren schriftstellerischen Ambitionen. Neben Sachbüchern und biographischen Berichten hat sie zahlreiche Romane vorgelegt. Zu den bkanntesten gehören "Meine Schwester Sara" und "Der Judenweg". 2005 wurde Ruth Weiss für den Friedensnobelpreis nominiert

 

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