Internationales Workcamp des Antikriegshauses ging zu Ende

Am Sonntag fand das diesjährige Workcamp des Antikriegshauses planmäßig seine Abschluss. Mittlerweile sind die 20 Teilnehmenden aus diesem Sommer wieder auf dem Weg in ihre Heimatländer, zurück an die Uni, oder noch ein wenig Europa ansehen. Eine Gruppe, die uns viel Freude bereitet hat, und die unter der Leitung von Evamarie Becker und Philipp Brandt kräftig beim Ausbau der neu entstehenden zusätzlichen Räumlichkeiten im Antikriegshaus und bei der Weiterentwicklung des friedenspädagogischen Spielfeldes angepackt hat. Und auch diese Gruppe wird sichtbare künstlerische Spuren im Dorf Sievershausen hinterlassen: Mit dem Thrypthichon "It's in our hands" ("es liegt in unseren Händen"), das, nach einem Entwurf von Pablo Ferreras, Workcampteilnehmer aus Spanien und auf dem Foto als 3. v.l. zu sehen, den Kampf gegen den Krieg darstellt und an dem vorgesehen Ort in der Brinkstraße seinen Platz finden wird.

Der Arbeitskreis Ortsgeschichte Sievershausen unter Leitung von Giesela Schulz konnte im vollbesetzten Antikriegshaus erneut den Braunschweiger Historiker Gerd Biegel zu einem weiteren Vortrag seiner Reihe „Auf dem Weg nach Waterloo“ begrüßen. Er referierte in gekonnter Weise humorvoll und spannend über den Schwarzen Herzog, Friedrich Wilhelm von Braunschweig-Oels (1771-1815), der besonders im 19. Jahrhundert als Freiheitsheld verehrt wurde. Für ihn wurde auch in Burgdorf ein Gedenkstein gesetzt. Von keinem weiteren Braunschweiger Regenten gibt es so viele Lieder, Gedichte, Bilder und Denkmäler. Er wurde zu einer identitätsstiftenden Symbolfigur für den Kampf gegen Napoleon. Doch ohne patriotische Brille und mit Blick auf historische Quellen stellt sich nach Biegel dieser Herzog als höchst ambivalente Persönlichkeit dar. Er war kein das unsichere Land ordnender Herzog, eher ein ungestümer Militär, kein großer strategisch denkender Feldherr in den napoleonischen Kriegen, aber ein tapferer Soldat, der nur einen Feind seines Landes sah: Napoleon. Ihn machte er auch für den Tod seines Vaters und seiner Frau verantwortlich. Zu dessen Niederlage wollte er mit allen Mitteln beitragen. Es gewinnt fast tragische Züge, dass er, der den größten Teil seines Lebens diesem Kampf geopfert hat, das „Waterloo“ seines Feindes Napoleon nicht mehr persönlich erleben konnte. Er wurde zwei Tage vor der berühmten Schlacht bei Quatre Bras tödlich verwundet. Er konnte nicht ahnen, dass Quatre Bras der entscheidende Moment war. Napoleons Armee wurde dadurch  aufgehalten und so konnten sich die Heere von Wellington und Blücher vereinen und gemeinsam Napoleon besiegen.

Zum Thema des Abends hatte Gerd Biegel sein neuestes Buch mitgebracht, das er zum Schwarzen Herzog herausgegeben hat und signierte es auf Wunsch am Ende der Veranstaltung.

Bericht: Giesela Schulz Foto: Rolf Schmidt

Janna Rassmann (VEN) über das 'Globale Huhn'

"Wie wollen wir leben?" wurde im Antikriegshaus erneut gefragt. Die zweite Veranstaltung der Nachhaltigkeitsreihe drehte sich um Fragen von Landwirtschaft und Ernährung. Janna Rassmann vom Verband Entwicklungspolitik Niedersachsen (VEN) sprach über das 'globale Huhn', die internationalen Verflechtungen, die mit der niedersächsischen Geflügelindustrie einhergehen. Diese hat in den letzten Jahren einen Zuwachs von 81 % erlebt und ist nach der Autoindustrie der zweitwichtigste Wirtschaftszweig Niedersachsens. Kein Wunder, dass sie mit Subventionen gehätschelt wird. Dabei verursacht sie beim Verbraucher zunehmend Verdruss. Nicht nur, dass die massiven Futtermittelimporte aus Südamerika dort riesige Anbauflächen erfordern und damit Landraub, Verdrängung der Kleinbauern und Hunger fördern - die Produktion von einem Kg Fleisch erfordert den Einsatz von 10 Kg Getreide, da somit bei der Bekämpfung des Hungers fehlt - auch der viel zu hohe Antibiotika-Einsatz während der Mast stellt ein Problem dar, weil Krankheiten infolge der daraus resultierenden Resistenzen nicht mehr erfolgreich bekämpft werden können.

 

Das internationale Workcamp des Antikriegshauses lädt heute abend ein zum

Abend der Begegnung

Beginn ist um 18:30 in der Antikriegswerkstatt.

Junge Aktivisten für den Frieden aus Osteuropa

 

Angesichts schwelender Kriegsherde und zunehmenden Spannungen zwischen Russland und seinen Nachbarstaaten sowie der EU ergibt sich für die heranwachsende Jugend in Gesamteuropa ein verzerrtes Bild auf den europäischen Einigungsprozess. Ganz im Widerspruch zu den fundamentalen Zielen der EU, führt die EU – Annäherung osteuropäischer Länder immer häufiger zu einer Spaltung und Misstrauen und wird zu einer Bedrohung für den Frieden.

 

Vor diesem Hintergrund haben sich im Rahmen des Projekts „Young Activists for Peace" friedensbewegte Jugend- und Freiwilligendienstorganisationen aus Georgien, Russland und Ukraine sowie aus Estland, Deutschland und Frankreich zusammengeschlossen um die Rolle Jugendlicher bei der Friedensbildung zu stärken. Ziel ist es, die persönliche Begegnung zwischen Jugendlichen aus Russland, benachbarten Partnerländern der östlichen Partnerschaft sowie der EU im Rahmen des Programms Erasmus+ Jugend in Aktion zu ermöglichen und durch mediale Beeinflussung entstandene Feindbilder in positive Begegnungserfahrungen umzuwandeln.

Die insgesamt 30 TeilnehmerInnen nahmen an sechs Tagen des Camps an dem Training "Jugendliche werden Friedensstifter" teil, hierbei ging es um das Verstehen von Konflikten und Methoden der kreativen Konfliktbearbeitung. Gruppendynamik, Kommunikation und Vertrauen wurde in greifbaren Aufgaben gestärkt und Beispiele von Gewaltsituationen und Möglichkeiten des gewaltfreien Eingreifens durch Rollenspiele und verständliche Erklärungen des Trainers Maik Bischoff (Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannover/Antikriegshaus) deutlich gemacht.

 

Auf Exkursionen erfuhren die Jugendlichen in einer Führung von Zeitzeugen durch die Gedenkstätte Deutsche Teilung in Marienborn mehr über die ehemalige deutsch-deutsche Grenze, der Besuch im ehemaligen Konzentrationslager Bergen- Belsen mit den dort archivierten Erinnerungen stieß auf großes Interesse und rief Entsetzen hervor.

 

In kreativen Workshops an drei Tagen des Camps konnten Ideen und Gedanken zum Thema Frieden und Konflikt in Form von Theater, Musik, Video und Foto einen anderen Raum finden und bildeten am Ende des Camps mit der Präsentation einen gebührenden Abschluss der Jugendbegegnung und ermöglichten zudem ein gemeinsames Zurückdenken an die vergangenen zwei Wochen.

 

 

Frieden lernen
und erleben

 

 Der Friedensort
Antikriegshaus Sievershausen 
ist ein anerkannter Friedensort
der 
Evangelisch-lutherischen
Landeskirche Hannovers