Sonntag, 24. September, 16.00 Uhr
Charlotte Wiedemann:
Friedensjournalismus
Journalismus hat eine Verantwortung gegenüber den Menschen und für eine friedliche Gesellschaft. Das Antikriegshaus hat deshalb die Journalistin und Auslandsreporterin Charlotte Wiedemann eingeladen, im Rahmen der Reihe „Frieden geht. Anders!“ zum Thema „Friedensjournalismus“ zu sprechen.
Wiedemanns Bücher und Berichte vornehmlich aus islamisch geprägten Ländern sind getragen vom Versuch, „nicht weiß zu schreiben“, die fremden Länder und Menschen nicht nach unseren Kriterien zu beschreiben, sondern ihnen eine eigene Stimme zu gebenund dadurch zu einer tieferen Auseinandersetzung beizutragen.
Ferne Länder sind wie Erzählungen. Es ist schwer, aus einer solchen Erzählung auszubrechen, wenn sie sich erst einmal festgesetzt hat, wenn sie durch vielfaches Wiederholen rund geschliffen worden ist zu einem handlichen Stück Gebrauchs-Wahrheit. Journalisten beschreiben die Realität innerhalb eines Rahmens, der sich im Laufe der Zeit eher unbewußt etabliert hat. Das Bild innerhalb des Rahmens ist nicht falsch im engen Sinn des Wortes, aber es wirkt verfälschend, weil es nur eine sehr verengte Perspektive auf die Realität erlaubt. Und da fast kein Medium aus diesem konstruierten Bild ausbricht, halten wir Mediennutzer dieses Bild wegen der ständigen Wiederholung und der Macht der Bilder für Realität.
Charlotte Wiedemann versucht in ihren Büchern, dieser Wirklichkeitskonstruktion entgegenzuarbeiten.
Sonntag, 3. September, 16 Uhr
„Arzt hätt‘ ich nicht werden dürfen.“ - hannoversche kammerspiele
Eine Veranstaltung des Nagelkreuzzentrums Sievershausen im Rahmen der Reihe ZEITZEUGEN
Zum Antikriegstag (1. September, Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen und damit Beginn des 2. Weltkrieges) zeigt das Nagelkreuzzentrum am Sonntag, 3. September im Antikriegshaus die Aufführung der hannoverschen kammerspiele „Arzt hätt‘ ich nicht werden dürfen.“ In mühevoller Kleinarbeit wurde aus den umfangreichen Verhörprotokolle des Prozesses gegen Adolf Eichmann ein Theaterstück entwickelt. ‚Oberstummbannführer‘ Eichmann, zentrale Figur bei der Organisation der Judenvernichtung und Inbegriff des Schreibtischtäters, der sich direkt nach dem Krieg nicht allzu weit von hier entfernt, in Altensalzkoth in der Südheide, versteckten konnte, bevor ihm zur Flucht nach Südamerika verholfen wurde. Dort spürte ihn der israelische Geheimdienst nach langen Jahren auf und entführte ihn 1960 nach Israel, wo ihm in den folgenden Jahren der Prozess gemacht wurde und er 1962 hingerichtet wurde.
„Das sind keine persönlichen Entscheidungen gewesen. Wäre ich nicht dort gewesen, irgendjemand anderer hätte genau dieselben Entscheidungen treffen müssen, auf Grund der vorliegenden Weisungen, Verordnungen und Erlasse...“, eine von Eichmanns Rechtfertigungen während dieses Prozesses, bei dem dieser Prototyp einer Untertanenmentalität, die mit dem Dritten Reich keineswegs ausgestorben ist, jegliche persönliche Verantwortung von sich weist.
„Was Surholt und Schandry lesen und spielen ist eine Symphonie des Grauens: der amtlich verordnete und bürokratisch durchgeführte Massenmord an den europäischen Juden durch die Nationalsozialisten. Dabei gelingt es den Schauspielern, eindringlich das unvorstellbare Grauen und lähmende Entsetzen durch Eichmanns Bürokratenfassade scheinen zu lassen.“ (Bonner Generalanzeiger)