Als Antikriegshaus sind wir nicht – anders als es der Name vielleicht vermuten lässt – in erster Linie gegen etwas, sondern wir sind für etwas, nämlich Frieden. Frieden als Wert, Frieden als Praxis, Frieden als Utopie! Gleichwohl wurde der Name von den Initiatoren der Einrichtung bewusst gewählt, um den Krieg als scheinbares Mittel der politischen Auseinandersetzung nachhaltig zu diskreditieren.
In unserer Arbeit stehen christliche wie humanistische Motive, Überzeugungen und Überlegungen zum Wert des Friedens, zum Gegenstand des Friedens selbst sowie zu praktischen Bedingungen des Friedens und Wegen zum Frieden in ständigem Dialog.
Frieden ist an Voraussetzungen gebunden, die wir in unserer Arbeit zum Thema machen und zu vermitteln suchen:
Gleichzeitig bleibt die Friedensthematik stetige Herausforderung, bisherige Antworten müssen überprüft, neue Antworten unter sich stetig verändernden Rahmenbedingungen, bspw. der Globalisierung gefunden werden. Welcher Frieden wird den Menschen gerecht und kann somit gerechter Friede genannt werden? Wie realisieren wir Frieden?
Unser Verständnis des Friedens begründet eine Verantwortung für den Frieden als Mensch, Bürger und Christ, die nicht vor der eigenen Haustür endet. Für den Frieden muss man arbeiten, sich einsetzen. Friedensarbeit in diesem Sinne umfasst friedensethisches, friedenspolitisches und friedenspraktisches Engagement.
Friedensarbeit lebt von der stetigen Neugierde als Schlüssel für einen produktiven, kooperativen Umgang miteinander und für einen konstruktiven Umgang mit Konflikten, die zum Leben gehören. Wenn wir Streit und Konflikte in gegenseitigem Respekt und mit der Fähigkeit zu Selbstzweifeln austragen, können Konflikte uns auch weiterbringen – gerade weil sie helfen, allzu Selbstverständliches in Frage zu stellen und neue Ideen kennen zu lernen und zu entwickeln. Neugierde bedeutet auch, sich aufeinander einzulassen, einander zuzuhören, Verbindendes zu suchen und zu entdecken. Aber auch, sich gemeinsam weiterzuentwickeln und darüber Perspektiven für da Zusammenleben zu schaffen.
Friedensarbeit braucht Kreativität und Realitätssinn gleichermaßen, um Wege zum Frieden zu finden, Hoffnung, bei aller ernüchternden Auseinandersetzung mit der Realität. Sie erfordert Zugewandtheit, Güte und die Bereitschaft zur Versöhnung, einen langen Atem, und kann nur gelingen, wenn sie bei aller Verantwortung mit Freude und Zuversicht gemacht wird.
Das Antikriegshaus im Friedens- und Nagelkreuzzentrum Sievershausen versteht sich als Begegnungs- und Veranstaltungsort in der Mitte Niedersachsensund fördert als Friedensort der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers die gesellschaftliche und politische Auseinandersetzung mit friedensethischen, friedenspolitischen und friedenspraktischen Fragestellungen. Unsere überregionale Vernetzung und internationalen Kontakte ermöglicht eine wichtige Brückenfunktion zwischen den lokalen und globalen Bezügen der Friedensarbeit. Wir unterstützen Wege der friedlichen Konfliktbearbeitung und tragen mit der Bearbeitung folgender Themenfelder zu einer Kultur des Friedens bei:
Wir sehen es als unsere Verantwortung und Aufgabe, uns in die gesellschaftliche und politische Diskussion einzumischen und öffentlich Position zu beziehen. In unserer Rolle als politischer und gesellschaftlicher Akteur verstehen wir uns als Anwalt und Stimme
Wir äußern uns immer wieder gezielt zu ausgewählten Fragestellungen auf öffentlichen Veranstaltungen, in seinen Publikationen und gegenüber den Medien. Wir können unsere Stimme verstärken durch den gemeinsamen Auftritt mit Partnern und arbeiten in Netzwerken an gemeinsamen Positionsbestimmungen mit. Dies gilt insbesondere innerhalb der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF), aber auch innerhalb der Initiative ‚Kirche für Demokratie - gegen Rechtsextremismus‘ (IKDR) in der Ev.-luth Landeskirche Hannovers oder auf lokaler Ebene im Lehrter ‚Bündnis gegen Rechts‘. Partner für unsere Erinnerungsarbeit sind die Arbeitsgemeinschaft Bergen-Belsen und das Netzwerk Erinnerung und Zukunft in der Region Hannover. Seit 2014 sind wir, zusammen mit der ev.-luth. St. Martins-Kirchengemeinde Mitglied in der weltweiten Versöhnungsgemeinschaft des Nagelkreuzes von Coventry.
Weitere dezidiert kirchlich und ökumenischen Zusammenhänge unserer Arbeit ist die Mitarbeit im Aktionskreis Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung, wir beteiligen uns an Vorbereitung und Durchführung der jährlichen ökumenischen Foren. In den Jahren 2010/2011 gab es an verschiedenen Stellen eine intensive Mitarbeit an der landeskirchlichen Vorbereitung auf die Internationale Ökumenische Friedenskonvokation in Jamaika zum Abschluss der Dekade zur Überwindung von Gewalt, einschließlich der Mitarbeit an Arbeitsmaterialien der Landeskirche und der Ausrichtung eines Friedensfestes. Es gibt eine regelmäßige Mitarbeit bei Friedensandachten in der Marktkirche in Hannover.
Seit vielen Jahren sind wir mit eigenem Stand auf den Evangelischen und Ökumenischen Kirchentagen präsent.
Vertreter der Dokumentationsstätte zu Kriegsgeschehen und über Friedensarbeit Sievershausen e.V. treten öffentlich als Diskussionsteilnehmer oder Impulsgeber bei Dritten auf.
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(Quelle: https://epaper.haz.de/webreader-v3/index.html#/944470/1)
Bericht im Anzeiger für Lehrte und Sehnde vom Mittwoch, 1. Juni 2022
Antikriegshaus Sievershausen: Hannelore Köhler und Henning Menzel sind neue Vorsitzende
Von Sandra Köhler
Der neue Vorstand des Hauses: Otto Dempwolff (von links), Hannelore Köhler, Armin Brandes, Jürgen Keuneke und Henning Menzel. foto: Privat
Sievershausen. Einfach hat es das Antikriegshaus Sievershausen nicht gehabt in den vergangenen Jahren. Insbesondere auf internationaler Ebene erwies sich die Friedensarbeit wegen der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie als schwierig: Besuchsprogramme, Begegnungscamps, der internationale Freiwilligendienst und der Empfang internationaler Gäste waren dadurch eingeschränkt. Doch nun will sich die Einrichtung Stück für Stück wieder vermehrt an Präsenzveranstaltungen heranwagen, wie die neue Vorsitzende Hannelore Köhler bei der Mitgliederversammlung ankündigte. Stellvertreter ist Henning Menzel, Professor an der TU Braunschweig und seit acht Jahren ehrenamtlich Koordinator der Nagelkreuzarbeit.
Immerhin hatte das internationale Workcamp 2021, wenn auch mit reduzierter Teilnehmerzahl, in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Christlichen Jugendaustausch (ICJA) durchgeführt werden können. Auch die beiden Referenten Elvin Hülser und Maik Bischoff waren in mehr als 60 Vorträgen, Workshops und Seminaren aktiv.
Einen Schwerpunkt bildeten Angebote zu den Themenbereichen Populismus, Verschwörungstheorien und Extremismus. Zudem erstellen sie in Kooperation mit der Initiative „Kirche für Demokratie gegen Rechtsextremismus“ eine Arbeitshilfe zu Verschwörungstheorien, die in Schulen und der Jugendarbeit eingesetzt werden soll.
Ferner ist das Antikriegshaus seit September 2021 im Auftrag des Landespräventionsrats Niedersachsen Teil eines Projekts zur „entwicklungsorientierten Radikalisierungsprävention“ und treibt zudem die Aufarbeitung der Geschichte der Opfer der NS-Herrschaft in Lehrte voran.
Nun will die Dokumentationsstätte zu Kriegsgeschehen und über Friedensarbeit Sievershausen – so nennt sich der Trägerverein von Antikriegshaus und Antikriegswerkstatt – wieder mehr Präsenzveranstaltungen organisieren. Bis zum Wochenende war noch die Ausstellung „Uniformen zu Crazy Quilts“ geöffnet, dazu gab es eine Schreibwerkstatt, und im April war die bereits für den Shoah-Tag 2021 geplante Theateraufführung über die wahre Geschichte der Holocaust-Überlebenden Hanna Mandel nachgeholt worden.
Am 12. Juni soll nun endlich die mehrfach verschobene Verleihung der Sievershäuser Ermutigung an das Projekt „Ferien vom Krieg“ erfolgen. Die Laudatio hält die langjährige Staatssekretärin Maria Flachsbarth (CDU).
Für die zweite Jahreshälfte sind ein Aktionstag des evangelischen Kirchenkreis-Jugenddienstes zum Thema „Flucht“ sowie ein Geschichtsfrühstück zu „Mythen der Schlacht von Sievershausen“ mit Johann-Christoph Emmelius vorgesehen.
Die Rolle des Krieges gegen die Ukraine im Spannungsfeld zwischen „Wehrhaftigkeit und Gewaltablehnung“ durch die Friedensbewegung ist Thema eines Stiftungsforums der Stiftung „Frieden ist ein Menschenrecht“ am 16. November. Bereits Mitte März wurde ein „Blau-gelber Begegnungsraum“ im Antikriegshaus eingerichtet, in dem unter anderem Deutschunterricht für geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer angeboten wird.
So erreichen Sie uns:
Wir sind im Kirchweg 4A, 31275 Lehrte-Sievershausen
Mit der Bahn: Regionalzüge (GVH) mit Busanschluss Linie 949 über Lehrte, Immensen-Arpke, Burgdorf, Hämelerwald (Sa/So mit Ruftaxi)
Mit dem Auto: Autobahn A2 Hannover-Berlin AS Nr. 51 Hämelerwald/Sievershausen
Parken: Parkplatz an der Straße zum Krähenfeld oder im Klaus Rauterberg Weg (links hinter dem Haus Zum Krähenfeld Nr. 3)
GPS: 52.37428310290709, 10.129810684343045