Die diesjährige Migliederversammlung der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden in Neuwied hat zur aktuellen Krisensituation folgende Resolution veröffentlicht:

Gewaltfreie Konfliktbearbeitung stärken - militärische Gewalt überwinden

Die Erfahrungen der beiden Weltkriege im letzten Jahrhundert haben zu der weithin anerkannten Einsicht geführt, dass Krieg kein Mittel zur Durchsetzung politischer Interessen mehr sein darf. Die Militäreinsätze in Afghanistan und im Irak haben gezeigt, dass der Einsatz militärischer Mittel bestehende Konflikte eher verschärft als löst. Gleichzeitig erfordert die Unübersichtlichkeit globaler Entwicklungen und komplexer Konfliktursachen neue Formen kooperativen Handelns zwischen Staaten und Gesellschaften. In der Konsequenz müssten Mittel gewaltfreier Konflikttransformation vermehrt eingesetzt, systematisch weiterentwickelt und umfassend gefördert werden. Mehr

 

Sievershausen/Köln. 6.10.2014. Alle zwei Jahre verleiht das Antikriegshaus Sievershausen den mit 5.000 Euro dotierten Friedenspreis „Sievershäuser Ermutigung“. In diesem Jahr soll mit dem Preis das besondere Engagement für zivile und gewaltfreie Methoden der Konfliktbearbeitung geehrt werden. Die Entscheidung fiel aus zugunsten des Forum Ziviler Friedensdienst e. V. (forumZFD) aus Köln, einer Organisation, die seit fast 20 Jahren national und international Friedensprojekte durchführt und Friedensfachkräfte ausbildet. Die Begründung der Jury: „Der Dreiklang von Ausbildungsmaßnahmen, der Durchführung von Friedensprojekten weltweit und der Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit, die das forumZFD sehr aktiv betreibt, soll mit dem Sievershäuser Friedenspreis gewürdigt und ermutigt werden.“

Das forumZFD wurde 1996 mit dem Auftrag gegründet, sich für die „Verwirklichung der Idee eines Zivilen Friedensdienstes“ einzusetzen. Es bildet Friedensfachkräfte aus und führt Projekte des Zivilen Friedensdienstes in verschiedenen Ländern durch. Dazu gehören die Aufklärung über die Entstehung gewaltsamer Konflikte, der Aufbau von Dialog zwischen den Konfliktparteien sowie die Förderung der Zivilgesellschaft. Gegenüber der Politik fordert das forumZFD mit Aktionen und Kampagnen immer wieder den politischen Vorrang ziviler Konfliktbearbeitung in der Friedenspolitik ein.

Gerade in der heutigen Zeit, in der viel von militärischem Eingreifen und Waffenlieferungen in Krisengebiete die Rede sei und die Kriegslogik alles andere – vor allem die Chancen der zivilen Konfliktbearbeitung – zu verdrängen drohe, sei es umso wichtiger, Menschen und Organisationen zu stärken, die sich dieser Kriegslogik entgegenstellen und konkrete Alternativen anbieten, begründete Jurymitglied Berndt Waltje die Entscheidung. „Um diese Friedensarbeit, die dem Dialog zwischen den Konfliktparteien und der Förderung der Zivilgesellschaft dient, zu unterstützen, soll – stellvertretend auch für andere Initiativen – das forumZFD mit dem Friedenspreis geehrt und in seiner Arbeit ermutigt werden.“

Der Friedenspreis „Sievershäuser Ermutigung“ wird gemeinsam vom Antikriegshaus Sievershausen und der Stiftung Frieden ist ein Menschenrecht vergeben. Die Ehrung findet am 7. Dezember 2014 in einer Feierstunde ab 16.00 Uhr im Antikriegshaus statt.

Im Jahr 1989 war es 50 Jahre her, dass mit dem deutschen Überfall auf das Nachbarland Polen am 1. September 1939 nicht nur der Zweite Weltkrieg begann, sondern auch der planmäßig durchgeführte Völkermord an den europäischen Juden, ebenso an Sinti und Roma. Anlässlich dieses Datums fassten der Vorstand des Antikriegshauses und die Sievershäuser Kirchengemeinde den Entschluss, mit dem DankMal für gelebte Menschlichkeit ein deutlich sichtbares Zeichen zu setzen in Erinnerung an jene Menschen, die sich dem Morden widersetzten, sich nicht an den von großen Teilen der deutschen Gesellschaft stillschweigend oder beifällig mitgetragenen Verbrechen der Nationalsozialisten beteiligten. Stattdessen haben sie, häufig unter Gefährdung ihres eigenen Lebens, Verfolgten Unterschlupf gewährt, sie mit Lebensmitteln versorgt, sichere Fluchten ermöglicht. Für das Deutschland des ausgehenden 20. Jahrhunderts war ein solches Erinnerungszeichen ein Novum.

Die Bildhauerin Margot Garutti vollendete im Sommer 1989 das von ihr entworfene Denkmal: Auf den ersten Blick ein Torbogen, gehauen aus Sandstein, auf dem Weg zum Antikriegshaus, in Anlehnung an die mittelalterlichen Stadttore, die den entflohenen Leibeigenen Schutz vor der Verfolgung durch ihre Obrigkeit gewährten. Auf der Dorfseite sichtbar die Menschen auf der Flucht, Figuren in hektischer Bewegung. Auf der anderen Seite die gleichen Figuren, zur Ruhe gekommen, Menschen darstellend, die sich des Schutzes bewusst werden, der ihnen zuteil wird.
Der zweite Blick fällt auf das „Dach“ des Torbogens. Es symbolisiert die schützenden Hände, die über die Flüchtenden gebreitet werden, den Ausdruck der gelebten Menschlichkeit, wie sie das DankMal in seinem vollen Titel trägt.


Pastor Klaus Rauterberg sprach im Zusammenhang mit Denk-Malen nicht von Einweihung, für ihn war es der Tag der „Indienststellung“. So ein Stein hat seine Aufgabe. Mag der Ausgangsgedanke seinen thematischen Schwerpunkt im Bereich Erinnerung und Versöhnung gehabt haben – schnell hat sich das DankMal für gelebte Menschlichkeit – zusammen mit dem MauerMahnmal von 1991 und dem DeserteurDenkmal von 1997 - zum sichtbaren Symbol für die Friedensarbeit in Sievershausen entwickelt. Engagement für Menschenrechte und Solidarität mit Verfolgten sind ebenso wie das Eintreten gegen neonazistische Menschenfeindlichkeit Ausdruck gelebter Menschlichkeit. Deshalb steht das DankMal auch als Zeichen für unsere neue Stiftung „Frieden ist ein Menschenrecht“.

Nagelkreuzandachten in der St.Martinskirche

 


Mit der Übergabe des Nagelkreuzes an die St.-Martinskirchengemeinde und das Antikriegshaus Sievershausen in der tausendjährigen Sievershäuser Kirche wurde am Sonntag, 21. September das neue Nagelkreuzzentrum Sievershausen in die internationale Gemeinschaft des Coventry Cross of Nails  aufgenommen. Im Rahmen eines bewegenden Gottesdienstes in der gut besuchten Kirche überbrachte Dean John Witcombe, der Leiter der Kathedralgemeinde von Coventry, das am Vorsonntag dort gesegnete Nagelkreuz, das von nun an als Mahnung zur Versöhnung auf dem Altar der Martinskirche stehen wird. Prominentester Mitwirkender des Gottesdienstes war der Landesbischof der ev.-luth. Landeskirche Hannovers Ralf Meister, der in seiner Antwort auf die Predigt des  Dean seine Freude ausdrückte, dass nun auch in 'seiner' Landeskirche ein Nagelkreuzzenttrum existiert, nachdem nahezu alle seiner bisherigen Wirkungsstätten im Zeichen dieses Versöhnungssymbols gestanden hatten.

Beim anschließenden Empfang im Antikriegshaus wurde u.a. durch die Bundestagsabgeordnete und Staatssekretärin Dr. Maria Flachsbarth, den Superintendenten des Kirchenkreises Burgdorf Dr. Ralf Charbonnier, Christoph Lokotsch vom Rat der Stadt Lehrte, den Friedensbeauftragten der Landeskirche Lutz Krügener sowie Armin Hapke als  stellvertretendem Ortsbürgermeister von Sievershausen der Stellenwert der Sievershäuser Friedensarbeit für Kirche und Region betont. Mit Hartwig Hohnsbein und Hans Dunkhase, ehedem Pastoren in Lehrte und Sievershausen, überbrachten auch zwei Mitstreiter von Klaus Rauterberg, dem 2006 verstorbenen Begründer der Friedensarbeit im Ort, ihre Grüße und würdigten das Lebenswerk des streitbaren Theologen.

Die Geschichte des Nagelkreuzgedankens begann mit dem schweren deutschen Luftangriff auf Coventry vom 14. November 1940, bei dem 550 Menschen starben und bei auch die St. Michael’s Cathedral zerstört wurden. Dompropst Richard Howard ließ bei den Aufräumarbeiten drei große Zimmermannsnägel aus dem Dachstuhl der zerstörten Kathedrale, die aus den Trümmern geborgen wurden, zu einem Kreuz zusammensetzen außerdem die Worte „FATHER FORGIVE“ (Vater vergib) in die Chorwand der Ruine meißeln. Das originale Nagelkreuz steht heute auf dem Altar der benachbarten, 1962 geweihten neuen Kathedrale und gilt als Zeichen der Versöhnung und des Friedens. Der Gedanke einer Gemeinschaft von Nagelkreuzzentren wurde von Bill Williams, Dompropst in Coventry von 1958 bis 1981, entwickelt. Weltweit haben sich über 160 ökumenische Glaubensgemeinschaften als Nagelkreuzgemeinschaft gebildet. In Niedersachsen ist Sievershausen das erste Nagelkreuzzentrum. Das älteste Nagelkreuz in Deutschland hängt seit 1947 in der Kieler Nikolaikirche, deren Gemeinde mit einer starken Delegation bei der Übergabe in Sievershausen anwesend war.

Moderne Gitarrenmusik in der St. Martinskirche Sievershausen am
Mittwoch, 27. August um 19 Uhr

14 Musiker und Musikerinnen werden mit ihren im New Standard Tuning gestimmten halbakkustischen Gitarren wie im vergangenen Jahr für ein eindrucksvolles Klangerlebnis in der altehrwürdigen tausendjährigen Kirche sorgen.

 

Frieden lernen
und erleben

 

 Der Friedensort
Antikriegshaus Sievershausen 
ist ein anerkannter Friedensort
der 
Evangelisch-lutherischen
Landeskirche Hannovers